Syrische Rebellen und Regierungstruppen haben sich Kämpfe am Grenzübergang Tel Abjad geliefert. Auch Privathäuser getroffen.

Beirut/Amman. An der Grenze zur Türkei haben sich syrische Rebellen und Regierungstruppen am Dienstag heftige Gefechte geliefert. Die Aufständischen wollten offenbar die Kontrolle über den Grenzübergang Tel Abjad erlangen, wie ein türkischer Beamter sagte. Mehrere Häuser in der türkischen Stadt Akcakale seien von Kugeln getroffen worden.

Irans Außenminister Ali Akbar Salehi schlug Medienberichten zufolge vor, eine neue Beobachtermission nach Syrien zu schicken. Die Kontrolleure sollten aus dem Iran, Ägypten, Saudi-Arabien und der Türkei kommen, berichtet die iranische Nachrichtenagentur IRNA. Zwei derartige Expertenteams waren in der Vergangenheit gescheitert. Laut Medienberichten soll Salehi am Mittwoch nach Damaskus reisen, um sich mit Assad zu treffen. Bei den Gesprächen soll es um eine Beilegung des Konflikts gehen.

Begleitet von Protesten hat der internationale Syrien-Gesandte Lakhdar Brahimi am Dienstag syrische Flüchtlinge in Jordanien und der Türkei besucht. Im jordanischen Flüchtlingslager Saatari protestierten rund 200 Flüchtlinge gegen den Besuch des Sondergesandten von UN und Arabischer Liga. Jugendliche bewarfen Brahimis Fahrzeugkolonne mit Steinen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AP berichtete. Vor einem Flüchtlingslager in der türkischen Provinz Hatay an der Grenze zu Syrien schwenkten Demonstranten die Flagge der Rebellen und protestierten gegen den syrischen Präsidenten Baschar Assad. Unterdessen wurde bekannt, dass die syrischen Aufständischen ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (19 Millionen Euro) auf Assad ausgesetzt haben.

Der syrische Präsident könne den Rebellen „tot oder lebendig“ übergeben werden, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag einen Kommandeur der Freien Syrischen Armee, Ahmad Hidschasi. Gezahlt werde die Belohnung von syrischen Geschäftsleuten, die die Opposition unterstützen. Um wen es sich bei den Finanziers handele, werde auch Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben, sagte Hidschasi.

Im Flüchtlingslager Saatari in Jordanien skandierten Demonstranten „Verlassen Sie unser Lager“ an die Adresse Brahimis gerichtet. „Indem Sie sich mit Baschar getroffen haben, haben Sie sein Leben verlängert.“ Dabei bezogen sich die Protestierenden auf frühere Treffen zwischen Brahimi und Assad.

Bei einem Besuch des Flüchtlingslagers in Hatay bekräftigte Brahimi seine Hoffnung auf ein Ende der Gewalt in Syrien. „Wir hoffen, dass ihr Land wieder zum Frieden findet und sie sobald wie möglich in ihr Land zurückkehren können“, sagte er mit Blick auf die syrischen Flüchtlinge.

Die Türkei hat mehr als 80.000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen und dient den Anführern der Freien Syrischen Armee als Sitz. Es war nicht klar, ob Brahimi in Hatay auch mit Angehörigen der syrischen Opposition zusammenkam.

Das türkische Außenministerium wies am Dienstag Anschuldigungen aus Syrien zurück, wonach das Land Tausenden islamischen Extremisten Zutritt gewähre. Damaskus sollte von Vorwürfen gegen andere Länder absehen und stattdessen „die Lage im Land betrachten und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu korrigieren“, sagte Außenministeriumssprecher Selcuk Unal.

Der Dachverband der syrischen Opposition bereitet sich offenbar auf die Bildung einer Übergangsregierung vor. In einem ersten Schritt werde der Syrische Nationalrat 115 neue Mitglieder aufnehmen und die Zahl der Delegierten damit auf 400 erhöhen, sagte der türkische Gesandte in dem Gremium, Halit Hoca, der Nachrichtenagentur Anadolu. Die neuen Mitglieder nähmen bereits am nächsten Treffen der Organisation am 10. Oktober in Katar teil.